Er wusste seit seiner Jugend nur allzu genau, dass das ganze Leben ein Theater ist: Menschen treten auf und sie treten ab.
Sein Auftreten war für mich jedesmal eine Offenbarung, sein Abtreten von der Weltbühne ein großer Schmerz.
Er bespielte die Bühnen des deutschsprachigen Raumes wie kein anderer und wurde zum Kinoliebling der Kriegs- und Nachkriegsgeneration.
Sein Faszinosum war bei der Verkörperung jeder Rolle seine Authentizität, er musste nicht spielen, er war es.
Der ganze Pendelausschlag menschlicher Gefühle wurde glaubhaft zum Publikum weiter gereicht, denn es war alles in ihm, er musste nur nach innen hören, um es nach außen zeigen zu können. Er war hochkonzentriert und akkurat bei der Arbeit, egal ob er Hallodris, Wissenschaftler, Schauspieler, Regisseure, Priester oder Könige darstellte.
Ein paar wenige Beispiele:
Er politisierte die Gestalt des Hellsehers „Hanussen“ (ein Film in dem er selbst Regie führte, spielte und das Drehbuch mit verantwortete, der es verdienen würde auch als DVD endlich veröffentlicht zu werden, seit 14.7.2014 aber bei "youtube" zu sehen ist) und zeigte damit die dämonische Kraft der "Rattenfänger", er zeichnete den Bayernkönig Ludwig II. als einsame, verlorene Seele, er haderte als Dr. Venner im Film „Ich suche dich“ im Kampf zwischen Wissenschaft und Glauben mit seinem Schicksal. Er war ein Verführer und zugleich ein Demütiger, ein Hitzkopf und zugleich ein Besänftiger, ein Charmeur ( - ja, immer und in jedem Alter), aber auch Grenzgänger, manchmal ein Abgehobener, ein Sucher nach den Geheimnissen des Lebens und stets im Beruf und im Privaten ein „homo philosophicus atque religiosus“.
Es war ihm vergönnt nach sehr ertragreichen Jahren auf Bühne und beim Film sich rechtzeitig ins Privatleben zurückziehen zu können.
Oben in den grünen Hügeln des Tessiner Malcantone fand er im Einklang mit der Natur seine eigentliche Bestimmung.
Er las und forschte, er arbeitete wie ein Besessener, er suchte nach den Gründen für das Woher und Wohin.
Er wurde ein Spurenleser der Geheimnisse von Mikro- und Makrokosmos, ein „Wort-Genetiker“, gleichsam ein Kaleidoskop in der Betrachtung der großen religiösen Weltzusammenhänge.
Er ist der Finder der Allhypnose, als Erklärungsmodell für unser DA-Sein und SO-Sein, die Verbindung zwischen Körper, Seele, Geist des Alls und Geist des Schöpfers. Otto Wilhelm Fischer, der Österreicher mit dem so deutsch-deutschen Namen ("Otto" nach Bismarck und "Wilhelm" nach dem deutschen Kaiser Wilhelm II) , in dessen Genen vielleicht echtes Habsburger Blut schlummerte, war in seiner zweiten Lebenshälfte ein ernstzunehmender Privatgelehrter und weitreichender Philosoph.
Sowohl seine Qualitäten als Darsteller, als auch seine hervorragenden Gedanken zur Metaphysik wurden und werden heute viel zu wenig gewürdigt. Er darf mit seinen Erkenntnissen nicht vergessen werden, denn sie sind sehr hilfreich für unsere in sich erschütterte Welt.
Wer mehr vom Philosophen Otto W. Fischer lesen will und dabei viel über sich selbst erfahren wird, dem empfehle ich seine wenig bekannte Gedicht- und Textsammlung „Ferner Klang“ (Ulm 1999).
Ich selbst habe viel von ihm gelernt, viel mehr als von manchem anderen akademischen Lehrer.
Manches Wunderbare und so Tröstliche habe ich mit ihm schriftlich ausgetauscht und war und bin berührt als er mich kurz vor dem Ende seines Lebensweges „Freundin“ nannte.
Ich verneige mich in Dankbarkeit vor ihm und grüße den Weisen in die ewig kreisenden Untiefen des Alls –
„in Gedanken, ... in den Wolken“.