Über mich

Mein Bild
Bayern
Innen Träumerin, außen Realistin, Liebhaberin der klassischen Musik, der Kunst, Verfechterin des Glaubens an Gott, Gedankenreisende, Gerechtigkeitliebende.

Samstag, 17. August 2013

Baden-Baden: Iwan Sergejewitsch Turgenjew, Johannes Brahms und die Lichtenthaler Allee



Letzte Woche war ich für vier herrliche Tage in Baden-Baden und fühlte mich zurückversetzt ins 19. Jahrhundert.
Die Lichtenthaler Allee nahm mich schon unmittelbar nach meiner Ankunft im ehemaligen Hotel de l' Europe gefangen. Der „Europäische Hof“, was für eine Adresse!



 Sisi, ja die berühmte, war hier ehemals abgestiegen und Turgenjew nahm Maß an den Hotelgästen, um sie als Charaktere in seinem Roman „Rauch“ (1867/68) zu verarbeiten.
Lassen wir ihn auch beim Wetter gleich zu Wort kommen, denn ich kann mich ihm nur anschließen: "Das Wetter war herrlich; alles ringsum  – die grünen Bäume, die hellen Häuser, das wellige Bergland  – kurz alles dehnte sich festlich und ansehnlich unter den Strahlen der wohlmeinenden Sonne; über allem lag gleichsam ein absichtsloses vertrauensvolles Lächeln." (Rauch, 1. Kap.)
Ich könnte mir vorstellen, dass Turgenjew seine Motive für seine reichen Naturbeschreibungen direkt aus seinen Spaziergängen auf der Lichtenthaler Allee geschöpft hat.
Er, der ein Verehrer von Goethe war, der Literatur von Baudelaire, Giacomo Leopardi und am Ende seines Lebens auch Arthur Schopenhauer seine Referenz erwies, er musste in Baden-Baden dem „Spieler“ Fjodor Dostojewski in "Roulettenburg"  finanziell unter die Arme greifen.
Ja, die Spielbank ist ein wundersamer Ort, auch mit einer gewissen inneren Schönheit, die im zur Schaustellen des Reichtums  die Ärmeren zum schnellen Geldmachen verführt und sie heute wie gestern in den Ruin treibt. "Rien ne va plus!" Die Spielbank benimmt sich wie eine aufgedonnerte Kokotte.



Sie ist ein Theater, in dem sich die Protagonisten selbst spielen.


Begibt man sich nun Richtung Lichtenthaler Allee,  so wird man nach der Muschel für das Kurorchester (Johann Strauss und Liszt haben hier aufgespielt) zum Baden-Badener Stadttheater finden und weiterhin in der Fiktion des Scheins seine Schritte setzen.

 
 
Aber dann entwickelt sich ein Wunder entlang der Oos, ein grünes Wunder, das der Seele und den Augen gut tut, das eine reine Luft in die Lungen bringt, das die Füße ganz von selbst in gemäßigter Gangart laufen läßt.
Und welche Menschen lassen sich dort treffen!
Turgenjew natürlich, der so oft in Baden-Baden weilte, dass er sich schon für einen Deutschen hielt.
 



Emil Nolde mit seinen farbigen Bildern aus Natur und Bibel, derzeit ausgestellt im Frieder Burda Museum.

Meine geliebte Clara Schumann

und den unsterblich in sie verliebten Johannes Brahms…

Man gelangt durch Rosen- und Dahlienhaine und manche Brücke über die Oos führt den Blick zu den herrlichen Villen, die deshalb so gut erhalten sind, weil Baden-Baden nicht bombadiert wurde.

Ganz am Ende der Allee betritt man das Kloster der Zisterzienserinnen von Lichtenthal und weiß, dass man innerlich und äußerlich angekommen ist.



Ein brennender Dornbusch und eine bodenständige Gottesmutter Maria lassen einem das Weltgeklingel komplett ausblenden und  in der Stille der Abteikirche die wirklichen Werte des Lebens finden.